HRO Überblick
- Kleinste Landeshauptstadt Deutschlands mit rund 98.000 Einwohnern und einzige, die keine Großstadt ist
- 12 Seen im Stadtgebiet und UNESCO-Welterbe Schweriner Schloss seit Juli 2024
- Älteste Stadt Mecklenburg-Vorpommerns mit Stadtrechten seit 1164
Was ist besonders an Schwerin?
Schwerin liegt eingebettet in eine waldreiche Seenlandschaft am Südwestufer des Schweriner Sees und verbindet auf besondere Weise historisches Erbe mit der Rolle als politisches Zentrum Mecklenburg-Vorpommerns. Die Landeshauptstadt ist nach Rostock die zweitgrößte Stadt des Bundeslandes und eines von vier Oberzentren. Ihre Bewohner nennen sie gerne die „Stadt der sieben Seen und Wälder“ – eine Bezeichnung, die an eine Zeit erinnert, als Schwerin noch nicht seine heutige geografische Ausdehnung hatte.
Das Schweriner Schloss auf einer Insel zwischen Schweriner See und Burgsee bildet das Wahrzeichen der Stadt. Hier war bis 1918 die Hauptresidenz der mecklenburgischen Herzöge und Großherzöge, seit 1990 tagt im Schloss der Landtag. Mit seinen umgebenden Gärten wurde das historisch einmalige Ensemble der Residenzbauten im Juli 2024 in die Liste des UNESCO-Welterbes aufgenommen. Daneben zeichnet sich Schwerin durch eine für eine deutsche Stadt dieser Größe ungewöhnlich gut erhaltene Altstadt, die angrenzende Schelfstadt und weitere historische Viertel mit vielen Baudenkmalen aus.





Geografie: Seen und Wälder prägen das Stadtbild
Von den 130,46 Quadratkilometern Stadtfläche sind 28,9 Prozent mit Wasser und 18,5 Prozent mit Wald bedeckt. Diese Zahlen verdeutlichen den besonderen Charakter Schwerins als grüne Landeshauptstadt zwischen Wasser und Wald. Die Stadt liegt im Westen Mecklenburg-Vorpommerns am Südwestufer des Schweriner Sees, der sich in einer vorpleistozänen Senke erstreckt und während der Frankfurter Phase der Weichseleiszeit als Zungenbecken geformt wurde.
Insgesamt befinden sich zwölf Seen innerhalb des Stadtgebietes: neben dem namensgebenden Schweriner See sind das der Burgsee, der Faule See, der Grimkesee, der Heidensee, die Große Karausche, der Lankower See, der Medeweger See, der Neumühler See, der Ostorfer See, der Pfaffenteich und der Ziegelsee. Ein Teil der Seen entstand nach Rückgang des Eises aus ehemaligen Schmelzwasserrinnen, die sich dauerhaft mit Wasser füllten.
Der Schweriner See, mit einer Verbindung zur Ostsee über die Stör-Wasserstraße, ist der viertgrößte deutsche See. Die Höhe der Stadt über dem Meeresspiegel beträgt 38 Meter an den Ufern des Schweriner Sees und 86,1 Meter auf dem Weinberg im Stadtteil Neumühle. Die weitläufigen Wälder mussten zwar nach und nach der städtebaulichen Entwicklung weichen, zahlreiche Waldreste sind jedoch vor allem an den Ufern der Seen erhalten geblieben.
Lage im norddeutschen Raum
Die nächsten größeren Städte sind Lübeck etwa 54 Kilometer nordwestlich, die Regiopole Rostock etwa 69 Kilometer nordöstlich und Hamburg rund 94 Kilometer westlich. Raumplanerisch gehört das Oberzentrum Schwerin zur Region Westmecklenburg mit Wismar als bedeutendem Zentrum an der Ostseeküste. Seit 2016 ist Schwerin Bestandteil der Metropolregion Hamburg.
Das Relief wurde durch verschiedene Phasen und Staffeln des Brandenburger Stadiums der Weichselvereisung geprägt. Es existieren kuppige Grund- und Endmoränenzüge im Westteil und ein Sanderbereich im Süden und Osten der Stadt. In Schwerin herrscht ein gemäßigtes Klima mit einem Temperatur-Jahresmittel von 9,6 °C (1991 bis 2021). Das Frühjahr ist kühler als im Nordwesten Deutschlands, bedingt durch raue Nordostwinde. Die Sommerhitze wird durch die Nähe zur Ostsee abgemildert, dieses Gewässer wirkt im Herbst wärmend.
Geschichte: Von der slawischen Burg zur Landeshauptstadt
Frühe Besiedlung und slawisches Erbe
Das heutige Stadtgebiet war bereits früh besiedelt. Bei Ausgrabungen auf dem Schweriner Marienplatz fanden sich Werkzeuge aus der Zeit von 1000 bis 600 v. Chr. Eine anschließende germanische Besiedlung ist durch den Fund eines Brunnens aus dem 1. Jahrhundert n. Chr. belegt. Nach 700 n. Chr. siedelten sich Slawen im Gebiet des heutigen Schwerin an.
Der jüdischstämmige spanisch-maurische Handlungsreisende Ibrāhīm ibn Yaʿqūb berichtete 965 von einer Burg in einem Süßwassersee, die von Historikern an der Stelle des heutigen Schwerins vermutet wird. Grabungsfunde auf der Schlossinsel bestätigen die Existenz eines slawischen Burgwalles, der dendrochronologisch auf 941/942 datiert werden konnte. Im Jahr 1018 rettete sich der christliche Abodritenfürst Mistislaw vor einem Angriff der Lutizen in die Burg Schwerin, die er anschließend aber aufgeben musste. Diese Erwähnung bei Thietmar von Merseburg gilt als Ersterwähnung der Stadt unter dem Namen Zuarina.
Der Name soll mit polabisch zvěŕ für wildes Tier oder zvěŕin für Wildgehege, Tiergarten oder Pferdegestüt zusammenhängen. Wie alle slawischstämmigen Ortsnamen im nordöstlichen Mitteleuropa, die auf -in enden, wird auch Schwerin auf der letzten Silbe betont.
Heinrich der Löwe und die deutsche Stadtgründung
1160 brannte der Abodritenfürst Niklot die Burg auf der Schlossinsel nieder, um sie nicht in die Hände eines anrückenden sächsischen Heeres unter der Führung Heinrichs des Löwen fallen zu lassen. Der Sachsenherzog ließ die Burg nach dem Sieg über Niklot als sächsischen Außenposten im Abodritenland wieder aufbauen. Dieses Jahr wird traditionell als „deutsches“ Gründungsjahr Schwerins angesehen, obwohl die Verleihung der Stadtrechte wahrscheinlich erst 1164 erfolgte. Damit ist Schwerin die älteste Stadt im heutigen Mecklenburg-Vorpommern.
1167 wurde Schwerin Sitz der Grafschaft Schwerin. Im selben Jahr verlegte der Zisterziensermönch Berno seinen Bischofssitz nach Schwerin. Nach der Weihe des von Heinrich gestifteten ersten Doms um 1171 entwickelte sich Schwerin zum Ausgangspunkt der Christianisierung des späteren Mecklenburgs. Die Stadt hatte zu der Zeit zirka 500 Einwohner, von denen ein Fünftel Geistliche waren.
Ein städtischer Rat, bestehend aus sechs Ratsherren und dem Bürgermeister, wurde erstmals 1228 erwähnt. Hemmend für die Entwicklung der Stadt waren die Machtstreitigkeiten zwischen dem Grafen und dem Bischof. 1270 wurde mit dem Bau eines zweiten Domes begonnen. Das Geld dafür stammte aus den Einnahmen von Pilgern, die einen in Jaspis eingeschlossenen heiligen Blutstropfen aufsuchten, den Graf Heinrich von Schwerin 1222 von einer Pilgerfahrt mitgebracht hatte.
Mittelalter und frühe Neuzeit
Die Ersetzung der hölzernen Stadtbefestigung durch eine massive Stadtmauer wurde 1340 vollendet. 1351 wurde das Rathaus erstmals erwähnt, das dreimal abgebrannt und immer wieder an derselben Stelle neu errichtet wurde. Die Stadtmauer bestand ihre erste Bewährungsprobe, als Herzog Albrecht II., ein Nachfahre Niklots, die Stadt 1358 monatelang belagerte.
Nach dem Aussterben der Familie Gunzelin ging die Grafschaft Schwerin 1358 an das Herzogtum Mecklenburg über. Albrecht II. erwarb die Stadt für 20.000 Mark Silber und machte sie zu seiner Residenz und damit zum kulturellen und politischen Zentrum Mecklenburgs. Schwerin wurde auch Landstadt in Mecklenburg und war bis 1918 als Teil der Städte des Mecklenburgischen Kreises auf Landtagen vertreten.
In wirtschaftlicher Hinsicht entwickelten sich die verkehrstechnisch günstiger gelegenen Städte Rostock und Wismar besser. Erst Magnus II. konnte ab 1478 das Blatt durch die Neuordnung der Verwaltung wenden. Unter ihm wurde das älteste noch erhaltene Gebäude der Stadt errichtet, das Große Neue Haus. Eine Fürstenschule wurde 1553 gegenüber dem Schloss eröffnet, auf die das Fridericianum Schwerin zurückgeführt wird.
Die Brände von 1531 und 1558 vernichteten große Teile der Stadt. Durch eine baupolizeiliche Anordnung mussten Häuser aus Stein errichtet werden, um die Brandgefahren zu mindern. Ein weiterer Brand legte 1651 erneut weite Teile Schwerins in Schutt und Asche. Im Dreißigjährigen Krieg hatte die Stadt verhältnismäßig weniger Verluste zu beklagen als das Herzogtum.
Hexenprozesse als dunkles Kapitel
Zwischen 1560 und 1700 wurden im protestantischen Mecklenburg, einer Kernzone der Hexenverfolgung, rund 4000 Menschen wegen Hexerei angeklagt, von denen etwa die Hälfte hingerichtet wurde. Auch in Schwerin fanden in dieser Zeit immer wieder Hexenprozesse statt. Von 1564 bis 1770 gibt es Berichte über 103 Hexenprozesse, dabei wurden wahrscheinlich 45 Angeklagte hingerichtet. Eine Frau verstarb unter der Folter.
Allein zwischen 1665 und 1669 wurden 19 angebliche Hexen in der Stadt verhaftet. Fast alle wurden nach kurzen, aber äußerst brutalen Verhören und derart erzwungenen Geständnissen hingerichtet und verbrannt. Auch Kinder zählten zu den Opfern: 1642 wurde der achtjährige Hans Donken wegen Zauberei ausgepeitscht, Asmut Veith wurde mit vierzehn Jahren gar enthauptet.
An diese dunkle Seite der Stadtgeschichte erinnert seit 1986 eine Relieftafel der Keramikerin Anni Jung an der am Großen Moor aufgestellten Keramischen Säule. Die Stadtvertretung hat am 18. April 2016 die Rehabilitierung der Opfer der Hexenverfolgung in Schwerin und die Installation einer Gedenktafel in Rathausnähe beschlossen.
Von der herzoglichen Residenz zur modernen Stadt
Nach herzoglicher Anordnung von 1705 erfolgte der Ausbau der heutigen Schelfstadt. 1717 legten die wenigen Juden, die seit 1679 wieder ansässig werden durften, dort einen Friedhof an. Herzog Friedrich verlegte von 1756 bis 1765 die Residenz von Schwerin nach Ludwigslust, die dort bis 1837 verblieb.
Das Stadtbild wurde im 19. Jahrhundert durch umfangreiche Baumaßnahmen verändert. Schwerin verlor seinen mittelalterlichen Charakter und dehnte sich weiter aus. Nicht mehr benötigte Stadtbefestigungen verschwanden, Stein- und Fachwerkbauten verdrängten nach und nach Holzhütten. Am Marienplatz und in der Rostocker Straße entstanden neue Bauten, von 1824 bis 1834 wurden durch Friedrich Franz I. ein neuer Regierungssitz in der Schloßstraße und weitere Bauten errichtet.
Nachdem unter Großherzog Paul Friedrich 1837 die herzogliche Residenz aus Ludwigslust nach Schwerin zurückverlegt worden war, wurde wegen des schlechten baulichen Zustandes ein grundlegender Neubau des Schweriner Schlosses beschlossen. Das alte Schloss wurde von 1845 bis 1857 grundlegend renoviert und teilweise neu erbaut, ab 1851 allerdings unter der Leitung des Berliner Architekten Friedrich August Stüler und unter Beteiligung von Hermann Willebrand.
1847 wurde die Stadt durch eine Eisenbahnverbindung nach Hagenow an die weit südlich an der Stadt vorbeiführende Bahnstrecke Berlin–Hamburg angebunden. 1852 fuhr das erste Dampfschiff von Zippendorf zur Insel Kaninchenwerder. 1889/90 wurde das Bahnhofsgebäude im Stil der Gründerzeit erbaut, das bis auf Umbauten der 1920er Jahre weitgehend unverändert erhalten geblieben ist. Eine elektrische Straßenbahn verkehrte ab 1908.
Nationalsozialismus und Zweiter Weltkrieg
1932 erreichte die NSDAP bei den Landtagswahlen in Mecklenburg-Schwerin eine knappe absolute Mehrheit und stellte fortan die Landesregierung. 1933 wurden SPD- und KPD-Funktionäre verfolgt und verhaftet, der Oberbürgermeister sowie die Leiter öffentlicher Einrichtungen entlassen. Friedrich Hildebrandt wurde zum Reichsstatthalter von Mecklenburg ernannt.
1934 wurde Schwerin Hauptstadt des Gaus Mecklenburg, der aus dem Zusammenschluss der Freistaaten Mecklenburg-Schwerin und Mecklenburg-Strelitz hervorgegangen war. 1935 wurde Schwerin Sitz des neu entstandenen Landkreises Schwerin. Die Machthaber führten weitere Neu- und Umbaumaßnahmen in der Stadt durch mit dem Ziel, das Stadtbild an die damaligen Ideale einer Gauhauptstadt anzupassen.
In der Reichspogromnacht vom 9. zum 10. November 1938 wurden jüdische Geschäfte und die seit 1773 bestehende Synagoge am Schlachtermarkt durch Nationalsozialisten zerstört. Im Juli und November 1942 sowie zuletzt noch im November 1944 wurden Juden aus Schwerin deportiert. In der ehemaligen Heil- und Pflegeanstalt wurden über 1000 Kinder und erwachsene Patienten Opfer der NS-Krankenmorde.
Während des Krieges erlebte Schwerin vier Bombenangriffe. Der letzte und schwerste Angriff mehrerer Staffeln von 39 amerikanischen Bombern am 7. April 1945 traf besonders Gründerzeit-Mietshäuser in der Feldstadt. Dabei kamen 224 Einwohner ums Leben. Im Gegensatz zu anderen größeren Städten Norddeutschlands ging Schwerin vergleichsweise glimpflich aus dem Krieg hervor – insgesamt wurde Schwerin zu 3 Prozent zerstört.
Amerikanische Truppen besetzten am 2. Mai 1945 die Stadt kampflos. Jedoch kam es unmittelbar vor dem Eintreffen der US-Einheiten am gleichen Tag noch zu Endphaseverbrechen durch Angehörige der Waffen-SS im Stadtgebiet. Die Besatzungsmacht über Schwerin wurde am 1. Juni für einen Monat den Engländern übergeben, am 1. Juli 1945 übernahmen die Sowjets die Kontrolle.
DDR-Zeit und Wiedervereinigung
Schwerin wurde Regierungssitz des Landes Mecklenburg-Vorpommern, das 1947 auf sowjetischen Befehl in Land Mecklenburg umbenannt wurde. Die Einwohnerzahl stieg wegen der Aufnahme von Flüchtlingen von 1939 bis 1946 von etwa 64.000 auf 88.200, was zu Wohnraummangel führte.
Gegen die SED-Herrschaft und -Diktatur in der DDR zeigte sich früh Opposition. Beim Aufstand vom 17. Juni 1953 gab es Protestversammlungen der Arbeiter, Streiks wurden aber nicht durchgesetzt. Mit der Verwaltungsreform von 1952 wurden die Länder aufgelöst und durch Bezirke ersetzt. Schwerin mit damals 96.625 Einwohnern wurde Bezirkshauptstadt des Bezirks Schwerin.
Von 1955 bis 1974 wurde die Weststadt als Plattenbausiedlung erweitert, von 1962 bis 1972 Plattenbauten in Lankow hochgezogen. 1971 war Baubeginn auf dem Großen Dreesch im Süden der Stadt, dem später bevölkerungsreichsten Stadtteil Schwerins. Die Bausubstanz der Altstadt verfiel hingegen zusehends.
Am 23. Oktober 1989 fand die erste Montagsdemonstration in Schwerin statt, zu der sich 50.000 Menschen am Dom und auf dem Alten Garten zusammenfanden. Ein Marsch mit tausenden Kerzen in den Händen und dem vereinten Ruf „Keine Gewalt!“ setzte um 17:00 Uhr 40.000 bis 50.000 friedliche Bürger in Bewegung. Noch heute zeugt eine gläserne Gedenktafel am Arsenal und seit 2022 ein Denkzeichen am Alten Garten von dem ersten großen Protestmarsch der Schweriner.
Nach der Wiedervereinigung wurde Schwerin am 27. Oktober 1990 Landeshauptstadt von Mecklenburg-Vorpommern. Der Entscheidung ging ein Wettbewerb mit der Hansestadt Rostock voraus, bei dem Schwerin das Rennen machte. Kriterien dabei waren die geschichtliche Rolle Schwerins als Sitz der Herzöge und des Landtages von 1948 bis 1952 und vorhandene Gebäude, die sich für Ämter, Ministerien und die Regierung nutzen ließen.
1993 verließen die letzten russischen Besatzungstruppen die Stadt. Ab 1991 wurden das Schloss sowie die historischen Bereiche der Altstadt, Schelfstadt und Feldstadt im Rahmen der Städtebauförderung saniert. 2009 richtete Schwerin die Bundesgartenschau aus, die 1,86 Millionen Besucher verzeichnete.
Das Schweriner Schloss: Von der Residenz zum UNESCO-Welterbe
Das Schweriner Schloss auf einer Insel zwischen Schweriner See und Burgsee bildet das Wahrzeichen der Stadt und war Ausgangspunkt der Stadtentwicklung. Mit der Schlosskirche von 1560 befindet es sich auf einer Insel, die bereits in slawischer Zeit eine strategisch wichtige Burganlage trug.
Das Schloss war bis 1918 die Hauptresidenz der mecklenburgischen Herzöge und Großherzöge und das Machtzentrum des Herzogtums Mecklenburg-Schwerin, das 1919 zum demokratischen Freistaat wurde. Seit 1990 ist das Schloss Sitz des Landtags Mecklenburg-Vorpommern.
Das Schloss war mit seinen umgebenden Gärten der Hauptveranstaltungsort der Bundesgartenschau 2009 und ist als historisch einmaliges Ensemble mit den weiteren Residenzbauten am 27. Juli 2024 in die Liste des UNESCO-Welterbes aufgenommen worden. Diese Anerkennung würdigt das Schloss als herausragendes Beispiel des romantischen Historismus des 19. Jahrhunderts mit seinen französischen Renaissance-Einflüssen.
Die Architektur des Schlosses, wie wir sie heute kennen, entstand im Wesentlichen zwischen 1845 und 1857 unter der Leitung des Berliner Architekten Friedrich August Stüler, der die ursprünglichen Entwürfe von Georg Adolf Demmler überarbeitete. Das Schloss verbindet verschiedene architektonische Elemente und schafft mit seinen goldenen Türmen und reich verzierten Fassaden ein märchenhaftes Ensemble.
Wirtschaft: Landeshauptstadt mit vielfältiger Struktur
Wirtschaftlich dominieren in Schwerin Technologieunternehmen, Behörden, die Deutsche Bahn, Maschinenbau und Materialverarbeitung, Konsumproduktion, Gesundheitswirtschaft und Kliniken, Dienstleistungsbetriebe sowie zunehmend auch der Tourismus und die Kultur- und Kreativwirtschaft.
Als Landeshauptstadt ist Schwerin Sitz zahlreicher Landesbehörden und Ministerien, was eine bedeutende Rolle für den öffentlichen Sektor mit sich bringt. Die Deutsche Bahn unterhält in Schwerin wichtige Betriebsstätten. Die Helios Kliniken Schwerin bilden einen wichtigen Arbeitgeber im Gesundheitssektor.
Zudem ist Schwerin Hochschulstandort mit rund 600 Studierenden, darunter die Hochschule der Bundesagentur für Arbeit und die Vitruvius Design-Hochschule. Obwohl Schwerin keine Universität besitzt, profitiert die Stadt von der Nähe zur Universitätsstadt Rostock.
Der Tourismus hat sich in den vergangenen Jahrzehnten zu einem zunehmend wichtigen Wirtschaftsfaktor entwickelt. Die Seenlandschaft, das UNESCO-Welterbe Schweriner Schloss, die gut erhaltene Altstadt und kulturelle Angebote ziehen jährlich zahlreiche Besucher an.
Kultur und Sport: Von Theater bis Volleyball
Sportlich ist Schwerin seit Fritz Sdunek als Boxerstadt und durch den zwölffachen deutschen Meister Schweriner SC als Volleyballstadt bekannt. Der Schweriner SC zählt zu den erfolgreichsten deutschen Volleyballvereinen und trägt seine Heimspiele in der Sport- und Kongresshalle aus.
Seit 1991 wird das Filmkunstfest Mecklenburg-Vorpommern in Schwerin ausgerichtet, das sich zu einem wichtigen Kulturfestival entwickelt hat. Das Mecklenburgische Staatstheater Schwerin mit seinem prächtigen Bau von 1886 bietet ein vielfältiges Programm aus Schauspiel, Oper und Ballett. 2003 wurde die neue Freilichtbühne eingeweiht, die im Sommer für Open-Air-Veranstaltungen genutzt wird.
Der Zoo Schwerin in Zippendorf besteht seit 1956 als Heimtierpark und wurde 1974 zum Zoologischen Garten ausgebaut. Das Freilichtmuseum Schwerin-Mueß zeigt seit 1970 das traditionelle ländliche Leben Mecklenburgs mit historischen Gebäuden und Exponaten.
Bevölkerung: Vom Boom zur Stabilisierung
Die Einwohnerzahl der Stadt überschritt 1972 die Grenze von 100.000, wodurch Schwerin zur Großstadt wurde. 1988 erreichte die Bevölkerungszahl mit über 130.000 ihren historischen Höchststand. Seit der Wende in der DDR hat die Stadt wegen der hohen Arbeitslosigkeit, des Geburtenrückgangs und der Abwanderung in das Umland bis 2005 etwa 34.000 Einwohner verloren.
Vom Einwohnerverlust waren die Plattenbaugebiete in besonderem Maße betroffen. Durch den starken Wohnungs- und Eigenheimbau im Schweriner Umland wuchs dort die Einwohnerzahl um etwa 20.000. Im Gegensatz zu vergleichbar großen Städten Ostdeutschlands konnte der Einwohnerverlust Schwerins nicht durch Eingemeindungen gemildert werden.
2012 war die Einwohnerzahl auf knapp 92.000 gesunken. Seit 2013 stieg sie wieder leicht an, überschritt 2015 die Marke von 96.000 Einwohnern. Am 31. Dezember 2022 lebten in Schwerin nach Fortschreibung des Statistischen Amtes Mecklenburg-Vorpommern 98.596 Menschen mit Hauptwohnsitz. Damit ist Schwerin aktuell die größte Mittelstadt Deutschlands und die einzige Landeshauptstadt, die keine Großstadt ist.
Um der Stadtflucht zu begegnen, fördert die Kommune neue Baugebiete innerhalb der Stadtgrenzen. Es gab Zuzüge in attraktivere Wohnlagen und neue Baugebiete, während die Bevölkerungszahlen in den Plattenbaugebieten des Großen Dreeschs, Neu Zippendorfs und des Mueßer Holzes überdurchschnittlich stark sanken. Der Einwohnerschwund konnte jedoch verlangsamt werden.
Stadtgliederung: Siebzehn Ortsteile mit eigener Identität
Das Stadtgebiet Schwerins ist gemäß der Hauptsatzung in derzeit 17 Ortsteile mit je einem Ortsbeirat eingeteilt. Die Ortsteile bestehen aus einem oder mehreren Stadtteilen. Die Ortsbeiräte haben je nach Einwohnerzahl zwischen 5 und 15 Mitglieder und werden nach jeder Kommunalwahl von der Stadtvertretung für die Dauer der Wahlperiode bestimmt.
Zu den historisch bedeutsamen Stadtteilen gehören die Altstadt mit Dom und Markt sowie die Schelfstadt, die ab 1705 durch herzogliches Dekret entstand und sich zu einer eigenständigen Stadt mit der St.-Nikolai-Kirche entwickelte. Erst 1832 wurde sie mit der Altstadt Schwerin vereinigt. Die Paulsstadt entstand ab etwa 1840 in Richtung Westen und in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts die Feldstadt in Richtung Süden.
Die drei großen Plattenbaugebiete Großer Dreesch (Baubeginn 1971), Neu Zippendorf und Mueßer Holz entstanden in der DDR-Zeit und waren zeitweise die bevölkerungsreichsten Stadtteile Schwerins. Der Große Dreesch war dabei der später bevölkerungsreichste Stadtteil der Stadt.
Weitere Ortsteile wie Zippendorf am Ufer des Schweriner Sees mit seinem Kurviertel, Lankow, Görries, Friedrichsthal, Neumühle und Mueß haben teilweise dörflichen Charakter bewahrt und wurden zu unterschiedlichen Zeiten eingemeindet.
Religion: Konfessionelle Vielfalt in einer säkularen Stadt
Gemäß dem Zensus 2022 waren (15. Mai 2022) 10,3 Prozent der Einwohner evangelisch, 3,0 Prozent katholisch und 86,8 Prozent waren konfessionslos, gehörten einer anderen Glaubensgemeinschaft an oder machten keine Angabe. Damit ist die Mehrheit der Bevölkerung konfessionslos – ein typisches Merkmal für Städte in den neuen Bundesländern.
Ab 1538 war die Stadt größtenteils protestantisch. Schwerin war bis 2012 der Sitz der Kirchenleitung der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Mecklenburgs und seitdem befindet sich hier einer von zwei Sprengelbischofssitzen der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland (Nordkirche). Die Mitgliederzahlen nahmen in der DDR und seitdem auch noch drastisch ab.
Um Herzog Christian Ludwig I., der 1663 aus politischen Erwägungen zum Katholizismus übertrat, scharten sich einige Anhänger. 1709 gründeten die Jesuiten in Schwerin eine Missionspfarrei. Die Propsteikirche St. Anna (seit 1967) entstand 1795. Die katholischen Pfarrgemeinden der Stadt Schwerin gehören zum Dekanat Schwerin des Erzbischöflichen Amtes Schwerin innerhalb des Erzbistums Hamburg.
Beim Pogrom am 9. November 1938 wurde die Schweriner Synagoge zerstört. Die jüdische Gemeinde wurde 1946 auf Initiative des Ingenieurs Hugo Mehler wiederbelebt. Die Zahl der Mitglieder in Schwerin wuchs ab 1990 von acht Mitgliedern auf etwa 650 (Stand 2020), fast ausschließlich Immigranten aus den Staaten der ehemaligen Sowjetunion. Sie ist damit eine der größten Gemeinden in Ostdeutschland. Im Dezember 2008 wurde der Neubau einer Synagoge an historischer Stelle im Hof Schlachterstraße eingeweiht.
Die sunnitische Gemeinschaft ist durch den Islamischen Bund in Schwerin vertreten. Zentrum der 1992 gegründeten Gemeinde ist die Moschee As-Salām auf dem Großen Dreesch. Die schiitische Gemeinschaft organisierte sich in dem 2006 gegründeten Verein Islamisches Zentrum Schwerin.
Verkehrsanbindung: Zwischen Lübeck und Hamburg
Schwerin liegt verkehrsgünstig zwischen den Metropolen Hamburg und der Ostseeküste. Die Stadt ist über die Bundesautobahn 24 (Hamburg–Berlin) und die Bundesautobahn 14 (Wismar–Schwerin–Magdeburg) an das Fernstraßennetz angebunden.
Der Hauptbahnhof Schwerin aus dem Jahr 1889/90 im Stil der Gründerzeit verbindet die Landeshauptstadt mit Regional- und Fernverkehrszügen. Die Stadt liegt an der Bahnstrecke Hamburg–Rostock sowie weiteren Regionalstrecken. Die Deutsche Bahn unterhält in Schwerin wichtige Betriebsstätten und ist einer der größten Arbeitgeber der Stadt.
Der öffentliche Nahverkehr wird durch den Nahverkehr Schwerin betrieben, der ein Netz von Buslinien im Stadtgebiet und ins Umland unterhält. Eine elektrische Straßenbahn verkehrte von 1908 bis zur Einstellung des Betriebs in der Nachkriegszeit.
Wie siehst du Schwerin heute? Als lebendige Landeshauptstadt zwischen Tradition und Moderne oder als unterschätzte Perle der norddeutschen Seenlandschaft? Welche Facetten der kleinsten Landeshauptstadt Deutschlands faszinieren dich besonders, und was macht für dich den besonderen Charakter dieser Stadt aus?
